Research Proposal 'Der Service Civil International ein Lernfeld der Zivilgesellschaft?'
Bei diesem Vorschlag soll die Bedeutung des SCI innerhalb sozialer Bewegungen und der Freiwilligenarbeit untersucht werden, als Grundlage für zukünftige strategische Positionierung des SCI.
Workcamp Loetschental
1937 (Switzerland)
Hintergrund - Background
Der Beginn der Aktivitäten des Service Civil International (SCI) gehen auf das Jahr 1920 zurück, wo der Schweizer Pierre Ceresole zusammen mit anderen Pazifisten den ersten internationalen Zivildienst im kriegsgeschädigten Verdun (Frankreich) organisierte. Dieser Friedensdienst bezweckte auf praktische Weise zur Versöhnung zwischen Deutschland und Frankreich beizutragen.
Das Konzept der internationalen Freiwilligendienste wurde in der Folge für andere gesellschaftspolitische Ziele erweitert, wie die Einführung eines Zivildienstes (seit 1924), die Entwicklungszusammenarbeit (seit 1934/1950) oder der Austausch zwischen und Ost und West (seit 1955).
Über die Jahrzehnte entstand so ein Netzwerk von heute 35 Zweigen weltweit. Der SCI organisiert heute rund 500 Kurzzeiteinsätze zur Unterstützung zahlreicher sozialer Bewegungen für Toleranz, Gleichberechtigung, Solidarität und ökologische und soziale Entwicklung.
Thema - Subject
Seit mehr als 80 Jahren nehmen Freiwillige an den Diensten des SCI teil. Die wechselnde gesellschaftliche Bedeutung der Freizeit war auch für den SCI von Belang. Ralph Hegnauer, ehemals langjähriger internationaler Sekretär, spricht von einem Wandel zu einer Jugendorganisation nach 1945. Fest steht, dass heute StundentInnen zwischen 20 und 25 Jahren rund 2/3 der Camp-TeilnehmerInnen ausmachen.
Aber auch die Ziele des SCI haben sich diesen Entwicklungen angepasst. Stand zu Beginn die praktische Hilfe der Dienste im Vordergrund, so rückte nach 1968 der/die Freiwillige und sein gesellschaftliches Bewusstsein ins Zentrum. Studienteile, die heute fester Bestandteil der Dienste sind, ersetzten das Leitmotiv "Taten statt Worte" der Gründerzeit in "Tate und Worte".
Wenig untersucht ist bis heute die Auswirkung der Dienste auf die persönliche Entwicklung der Freiwilligen. Anhand Biographien einzelner bekannter SCI Aktivisten kann vermutet, dass ein gesellschaftspolitisches Engagement nach einem Dienst fortgesetzt wird. Es stellt sich die Frage, ob der SCI als "sozialisatorischen Transmissionsriemen" fungiert.
Fragestellung - Questions
- Welche Bedeutung hat ein SCI-Einsatzes im Lebenslauf der Freiwillige und für ihr späteres Engagement in der Zivilgesellschaft.
- Worin bestehen Unterschiede zu anderen Freiwilligenorganisationen? Hat der SCI eine Pionier-Rolle im gesellschaftspolitischem Engagement?
- Taten und Worte : Wo positioniert sich der SCI mit seiner Freiwilligenarbeit heute?
Preliminary studies & research sources
- SCI Archiv in La Chaux-de-Fonds (Schweiz) mit rund 60 Laufmeter Akten zur Organisation und Aktivitäten von 1920 - 1990 [Englisch, Französisch, Deutsch]
- Franz Waltraut : Das Workcamp - Ein Feld für autonomes Lernen. Fachhochschule für Sozialwesen, Esslingen/Neckar (Oktober 1982)
- Nina Santner : La motivation des volontaires du Service Civil International de 1920 à 1990 - Du pacifisme au tourisme? Mémoire de licence. Fribourg : Faculté des Lettres de l'Université de Fribourg (2001)
- Mehrere Memoiren von ehemals Aktiven : z.Bsp.
- - Rodolfo Olgiati : Nicht in Spanien hat's begonnen. Herbert Lang Verlag, Bern (1944)
- Ralph Hegnauer : A Lifelong Volunteer, Biography and Thought of a Passionate Peacemaker. Rom (1999)....
- Kontakte zu aktiven SCI Mitgliedern.
- Umfrage bei Camp-TeilnehmerInnen
Das Thema kann sowohl aus historischer Sicht als auch mittels sozialwissenschaftlicher Methoden untersucht werden. Teilnahme am Austauschprogramm ist von Vorteil.
Es bestehen Möglichkeiten über die Arbeit in SCI eigenen Publikationen zur schreiben oder an Anlässen zu berichten.