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Hans und Mary Bruderer-Hutchinson

by Philipp Rodriguez (Dec 27, 2013)

Die Gruppe der Freiwillige in Raon l'Etape (1946). Hans Bruder hintere Reihe zweiter von Rechts, Mary Hutchinson vorderer Reihe erste von Rechts.Noch im vergangenen Februar zahlten Hans und Mary Bruderer ihren Mitgliederbeitrag ein. Im Vermerk schrieben sie: Das ist voraussichtlich unsere letzte Zahlung. Wir sind 94 und 98 Jahre alt und Mitglieder seit über 65 Jahren!. Kurze Zeit darauf erhielt der SCI die Todesanzeige der beiden treuen Mitglieder. Auf der alten Mitgliedskarteikarte stand, dass sie sich in einem SCI-Dienst kennenlernten und im SCI-Archiv finden sich weitere Hinweise.

Der Zweite Weltkrieg war noch im Gange, als der 28 jährige Lehrer Hans Bruderer sich zum sogenannten SCI-Kaderdienst in der Lenk im Berner Oberland meldete. Eine Generation junger Freiwilliger und Zivildienstfreunde war zum Wiederaufbau Europas aufgerufen. Neben Aufräumarbeiten auf einer Alp, gab es ein reichhaltiges Programm, welches von Erster Hilfe über Fremdsprachen bis zu Barackenbau und einfache Schreinerarbeiten reichte. Der Einsatz bereitete die Teilnehmer für die Wiederaufbaudiensten in ganz Europa vor.

Hans verliess Lenk, um im Anschluss am SCI-Dienst in Ecurcey in Frankreich teilzunehmen. Die Freiwilligen leisteten dort Aufräum- und Wiederaufbauarbeiten im kriegsversehrten Ort nahe der Schweizer Grenze. Im September kehrte er in die Schweiz zurück, um Mitte Oktober zusammen mit anderen Freiwilligen und einem Lastwagen voller Hilfsmaterial zum neuen Einsatz in die Vogesen nach Raon L'Etape zu reisen. Neben der Verteilung von Kleidern, Schuhen und Möbel wurden über 900 Scheiben eingesetzt, einige hundert Türen überholt, 4 Schul-Glasdächer neu verglast und drei Gemeindebrunnen repariert. Ein Höhepunkt des Freiwilligeneinsatzes war die Einrichtung eines Kinderhorts und eines Nähateliers wo während 6 Monaten Mädchen und Frauen ausgebildet wurden. Als Leiter des Dienstes stand Hans in regem Kontakt mit dem SCI-Sekretariat. In den Briefen und Berichten von damals werden die alltäglichen Sorgen ersichtlich. Zu Beginn fehlte es an allem, und die Freiwilligen warteten Wochen bis die notwendigen Werkzeuge aus der Schweiz geliefert wurden. Auch das Geld aus der Schweiz blieb unterwegs stecken. Unbefriedigend war auch die Verteilung von Hilfsgütern. Neben Missbrauch wie Schwarzhandel kritisierte Hans die negative moralische Wirkung dieser Wohltätigkeit auf die Bevölkerung, die einer Ermunterung zur Untätigkeit und eine Einladung zum Profitieren" gleichkommt. Trotzdem war Hans stolz über das Geleistete. Am Ende seines Einsatzes im April 1946 schrieb er: Wir haben viel helfen und manche Not lindern können.

In Raon l'Etape kreuzte sich sein Weg auch mit der englischen Freiwilligen Mary Hutchinson. Sie kam über den Landdienst in England in Kontakt mit dem britischen SCI (IVSP), der sie nach Frankreich schickte. Über Mary gibt es im Archiv Beurteilung über ihren SCI-Einsatz in Raon. Sie sei eine ausdauernde, fleissige, selbständige Mitarbeiterin, Spezialistin im Flicken und eifrige Politikerin. Letzteres bezieht sich auf ihr grosses Interesse für Geschichte und den Diskussionen, welche im Workcamp geführt wurde. Gerade der Krieg hinterliess viele Fragen, die nach Antworten verlangten. Die beiden heirateten 1947; das Paar lebte mit ihren zwei Kindern fortan in Herisau und später In Pratteln.

Hans und Mary Bruderer-Hutchinson gehörten zu einer Reihe von SCI-Freiwilligen, die sich über Monate oder gar Jahre bei Hilfs- und Wiederaufbauarbeiten engagierten. Die Ideen des SCI waren für diese Generation ein Vorbild für eine nachhaltige globale Friedensordnung. Für Ihren Einsatz wurden Hans und Mary und die anderen Freiwilligen wurden 2002 von der Gemeinde Raon l'Etape für ihren Einsatz geehrt.

Der Artikel erschien im SCI Newsletter (SCI Schweizer Zweig) 4/2013.




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